Heidenhüttli – Was steckt hinter Steinruinen?

Meyer Werner et al.: Heidenhüttli - Was steckt hinter Steinruinen

Vor Jahrhunderten schon fielen aufmerksamen Köpfen vielerorts im Schweizer Alpenraum Gebäuderuinen auf. Sie nannten sie damals Heidenhüttli, wie man das z.B. 1707 bei J.J. Scheuchzer lesen kann  – ‚Heiden‘ war die Bezeichnung für etwas Altes, dessen Ursprung man nicht kannte.  Die alte Suon hiess Heidenwasserleite, eine alte Konstruktionsart machte ein Haus zum Heidenhaus und so fort.

Daher der Titel des Buches, unter dem zehn AutorInnen neue Forschungen zu alten Bauten und verlassenen Siedlungsplätzen in den Schweizer Alpen vereinigen. Darunter finden sich Pionierarbeiten aus den 1970er Jahren, die unter Prof. Werner Meyer (Universität Basel), dem eigentlichen père fondateur der alpinen Wüstungsforschung, in der Innerschweiz ihren Ausgangspunkt nahmen.

Für das Wallis sind im vorliegenden Buch folgende archäologische Untersuchungen von Siedlungsplätzen publiziert: Die Alpe Richinen (Goms), die Siedlung Gietrich (Wiler / Lötschental), die Alpe Hocken (Kippel / Lötschen).

Zusätzlich wurde für ein ganzes Walliser Tal ein eigentliches Inventar hunderter und hunderter Baugrundrisse und Ruinen erstellt: Im Lötschental findet sich im Gelände eine vierstellige Zahl abgegangener Bauten. Diese werden hier kartiert, es zeigen sich Massierungen, man entdeckt ganze Siedlungen, die verschwunden sind. Dazu wird festgehalten, was Einheimische erzählen und was allenfalls Archive an Nachrichten beinhalten. Die Veränderungen, die über Jahrhunderte in einer Landschaft stattfanden, werden plötzlich fassbar und strafen das Bild einer immer gleichen, konservativen alpinen Lebenswelt Lügen.

Ø  Ignaz Bellwald, Hans Kalbermatten und Werner Bellwald: Archivalien, Feldzeugen und mündliche Tradition. Präliminarien zur Siedlungsgeschichte eines Alpentales. Das Beispiel Lötschen VS. In: Heidenhüttli. 25 Jahre archäologische Wüstungsforschung im schweizerischen Alpenraum. Basel 1998, S.328-363.

Abschliessend synthetisieren Überblicksartikel die vorangehenden Detailstudien: Die zusammenfassenden Ergebnisse zeigen auf, wie die Spuren in der Landschaft mit den grossen wirtschaftlichen Entwicklungen im Alpenraum zusammenhängen – ein Standardwerk, das in wissenschaftsgeschichtlichen Résumés seinen festen Platz hat und dessen Einzelresultate über den Tag hinaus Geltung haben.

Werner Bellwald

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Werner Meyer et al.: „Heidenhüttli“, 25 Jahre archäologische Wüstungsforschung im Schweizer Alpenraum. Basel 1998 (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie der Schweiz, Band 23/24). Herausgegeben vom Schweizerischen Burgenverein. 432 Seiten, über 500 Abbildungen. Redaktion: Verena Schaltenbrand Obrecht.